Immerath im Rheinischen Braunkohlerevier

 

Ursprünglich wollte ich nur die Umsiedlung von Keyenberg auf meiner Webseite mit Fotos dokumentieren und auf der Unterseite zu Keyenberg sind mehr Details zu einer Umsiedlung zu lesen, als ich sie hier beschreiben werde. Dies liegt insbesondere daran, dass ich erst sehr spät fotografisch in den Umsiedlungsprozess von Immerath eingestiegen bin und persönliche Gespräche mangels Bewohnern dort kaum noch möglich waren.

Da für Keyenberg seit Ende 2022 feststeht, dass es nicht abgerissen wird, möchte ich stattdessen am Beispiel von Immerath zeigen, wie ein Jahrhunderte altes Dorf nach und nach von der Bildfläche verschwindet.

 

 

Immerath war ein ländlich geprägter Ort, ein Stadtteil von Erkelenz, westlich von Köln. (Zum Bezirk Immerath gehört auch der Weiler Lützerath, der aktuell wegen der dort stattfindenden Proteste gegen den Tagebau oft in den Nachrichen genannt wird und ebenfalls noch  weichen wird.)

Erstmals wurde Immerath 1144 urkundlich erwähnt. Das Dorf hatte vor der in 2006 beginnenden Umsiedlung zu Gunsten des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler 2 etwa 1.200 Einwohner. Es besaß ein Krankenhaus, ein großes Kloster, die als "Immerather Dom" bekannte Pfarrkirche St. Lambertus und natürlich eliche Geschäfte und andere Gewerbebetriebe, eine Schule und einen Kindergarten. Etwas außerhalb gelegen waren der schon lange stillgelegte Bahnhof und eine Windmühle. Und wie in den anderen Dörfern, die Garzweiler 2 bereits weichen mussten oder denen dies eventuell noch bevorsteht, gab es in Immerath einige besondere Gebäude, die unter Denkmalschutz standen.

 

Im Dezember 2014 habe ich mich dort zum ersten Mal umgesehen, also acht Jahre nach Beginn der Umsiedlungsphase. Zu dem Zeitpunkt war die als Dom bezeichnete Kirche seit einem Jahr entweiht, einige Häuser und eine Gärtnerei schon abgerissen und nur ca. 10 Anwesen noch bewohnt.

 

Ursprünglich war die bergbauliche Inanspruchnahme bereits für 2017 vorgesehen, aber die Umsiedlung ist mit Stand August 2022 noch nicht komplett beendet, obwohl sie auf der Webseite von RWE schon seit einigen Jahren als abgeschlossen deklariert wird. Dies liegt daran, dass die Immerather Landwirte Thelen, die sich auf den Anbau von Möhren spezialisiert haben, große Schwierigkeiten hatten, einen Ersatzstandort für ihren Betrieb mit Möhrenwaschanlage zu finden. In 2021 erhielten sie endlich grünes Licht für die Verlegung des Hofes nach Jackerath und normaler Weise dauert es etwa zwei Jahre, bis ein neuer Betrieb dieser Art bezugsfertig ist.

 

 

Das nachfolgende Bild stammt von RWE und wurde im Mai 2009 aufgenommen. Schräg zum oberen Bildrand verläuft zu dem Zeitpunkt noch die A61, gut erkennbar an ihrem Grüngürtel. Die Landwirte Thelen haben zu diesem Zeitpunkt nur eine Möhren-Lagerhalle auf der anderen Straßenseite ihres Anwesens (zu sehen am linken Bildrand, mit hellem Satteldach), die zweite ist also später erst errichtet worden.

Auf dieser Karte sind die beiden zuletzt bewohnten Häuser rot markiert, die landwirtschaftlichen Betriebsgebäude gelb. Blau markiert sind die jeweiligen, zum Teil angebauten Nachbarschaftshäuser, die ebenfalls bis zuletzt noch nicht abgerissen waren: