Es war einmal: Leibis im Tal der Lichte

 

Das Dörfchen Leibis bei Unterweißbach in Thüringen musste einer Trinkwasser-Talsperre weichen und wurde von 1991 bis 1999 umgesiedelt. Über 500 Jahre stand es im Tal des Baches Lichte und hatte vor seiner Umsiedlung etwa 100 Einwohner. Diese ahnten seit Ende der Siebziger, dass etwas „im Busch“ war, sie wurden aber erst 1987 offiziell über die Talsperren-Planung informiert. Trotz der Wende wurde das umstrittene Projekt durchgezogen, angeblich wären die Kosten für den Rückbau der angefangenen Baustelle ähnlich hoch wie die der Vollendung gewesen.

 

Obwohl der letzte Bewohner Albert Voigt erst 1999 sein Anwesen geräumt hat, sah es 1994 in dem ehemals idyllischen Ort schon sehr bedrückend aus. Ein paar Häuser waren damals noch bewohnt, aber offensichtlich ließen sich Vandalen durch die Warnschilder an den Ortseingängen nicht bremsen. Die Besitzer eines Hauses hatten deshalb ihren Haupteingang mit Brettern zugenagelt und nutzten stattdessen den Hintereingang. Wohin man sah: Überwiegend nicht mehr vorhandene Fenster in den Häusern, die an leere Augenhöhlen erinnerten. Das Sägewerk hatte ausgedient, der frühere Dorfladen war außer Betrieb, die einstige Bus-Haltestelle war geknickt worden, die Zeiger der Turmuhr auf der ehemaligen Schule waren verschwunden und im „Kühlen Grund“ wurde niemand mehr bewirtet. Der Friedhof war auch bereits überwiegend geräumt, aber mindestens einer sollte wohl nicht nach Neu-Leibis mitgenommen werden.

Ein Ehepaar holte während meines Besuches noch einige Stauden aus dem alten Garten, um sie im neuen wieder einzupflanzen.

 

Die Vorplanung der Leibis/Lichte-Talsperre begann Ende der Siebziger, ihre Flutung begann 2005 und dauerte bis 2008. Der Wasserspiegel liegt nun ca. 90 m über Alt-Leibis. Heutzutage kann man sich dort einer Landschaft erfreuen, die angeblich stellenweise an Norwegen erinnert. Das hier verlinkte Bild aus 2009 dürfte unweit der Stelle fotografiert worden sein, wo ich 15 Jahre zuvor bei der Aufnahme des letzten Bildes meiner Serie stand beim Blick ins Tal auf Leibis.

 

 

Nachfolgend drei Ansichtskarten, die esten beiden mit Fotografien von Max O. Henkel aus Oberweißbach. Die linke Aufnahme mit Blick in Richtung Unterweißbach stammt von 1951, das Jahr der rechten Aufnahme geht leider aus der Kartenrückseite nicht hervor.

Die dritte Karte zeigt Dorfansichten in den Achtzigern mit Schnepfenmühle und dem Kinderferienlager Giesaumühle (Fotos von Karpf, Oelsnitz).


 

 

Zum Schluss möchte ich noch auf Fotografien von Gabriele und Michael Köhler hinweisen mit Dorfansichten von Leibis aus 1992.