Das Phänomen von drei nebeneinanderstehenden und noch bewohnten Häusern gibt es in Keyenberg nur noch an zwei Stellen. Und Hannis Blumenlädchen am Friedhof ist seit Mai geschlossen.

 

Endlich ergibt sich mal die Gelegenheit, die Fassade des Winzenhofes frontal ohne parkende Autos zu fotografieren. Trotz kleiner Brennweite passt sie nicht komplett aufs Bild, weil ich wegen der schmalen Straße nicht weit genug zurücktreten kann. Drei Generationen und einige Tiere leben in dem Vierkanthof auf einem 8.000 m² großen Grundstück. Die Familie hat als Alternative zunächst ein 1.000 m²-Grundstück im Ersatzort angeboten bekommen und als dies keinerlei Kooperationsbereitschaft auslöste, wurde das Angebot auf 2.000 m² erhöht. Aber auch das wird für ein neues Zuhause mit Beibehaltung des derzeitigen Wohnmodells nicht als adäquater Ersatz angesehen.

 

Es hieß zunächst, dass RWE leerstehenden Wohnraum u. a. in Keyenberg als Notunterkunft für Ahrtal-Flutopfer anbieten wolle, dieses Angebot wurde aber dann doch auf den Ort Kuckum beschränkt. In Keyenberg werden stattdessen weiterhin rückwärtige Türen und Fenster zugemauert und verlassene Häuser sehr zügig von Strom- und Wasserversorgung getrennt.

 

In einem Gespräch mit der Landwirtin aus der Dorfmitte erfahre ich, dass ihr Gänsepärchen immer noch dasselbe ist wie das, das ich bei meinem ersten Spaziergang durch Keyenberg im Sommer 2016 schon fotografiert hatte. Für die Planung des Wegzuges will die Familie sich noch Zeit lassen, denn nach einer neuen Leitentscheidung wird in 2026 erneut überprüft, ob der Ort zur Sicherstellung unserer Energieversorgung tatsächlich abgebaggert werden muss.

 

In Keyenberg II treffe ich die ehemalige Besitzerin des Blumenlädchens Hanni. Sie vermisst zwar ihren früheren Garten noch sehr, ist aber ausgesprochen herzlich und freudig in der neuen Dorfgemeinschaft begrüßt worden. Sie ist selbst überrascht darüber, dass keiner der Keyenberger Umsiedler mehr in den alten Ort zurückziehen möchte, falls das eines Tages eventuell möglich werden sollte und ungeachtet der damit einhergehenden finanziellen Unwägbarkeiten. Außerdem könne man ein Haus, das mehrere Jahre leer stand, weder gelüftet noch beheizt wurde und dessen Tür- und Fensteröffnungen zugemauert wurden, nicht einfach wieder zugänglich machen, ein bisschen renovieren und dort einziehen. Damit hat sie vermutlich recht.